Vor uns liegen die letzten Tage des Advents und bald dürfen wir Weihnachten feiern – Gott kommt zu uns in seinem Sohn, verletzlich und klein, schutzbedürftig, demütig. Ist das nicht unangemessen – gemessen an den Maßstäben der Welt, nach denen oft nur der etwas zählt, der stark ist und mächtig, der laut ist, stolz und furchteinflößend? „Täuscht euch nicht“, höre ich da den Apostel Paulus sagen. Er schreibt im ersten Brief an die Korinther: „Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme sind berufen. Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist.“ (1. Kor 1,26f) Und er hat bei seinem Sohn damit angefangen. Ihn hat er erwählt und den Menschen schutzlos preisgegeben, damit er „zuschanden mache, was stark ist.“ Und das hat er getan. Aus dem Kind in der Krippe wurde schließlich der Mann am Kreuz. Der die Tiefen des Totenreiches durchschritt und Tod und Schmerz besiegte – für Gottes geliebte Kinder und seine wertgeschätzte Schöpfung. Aus dem Kind in der Krippe wurde der erhöhte, mächtige Herr, den wir um Hilfe anrufen können und der eines Tages wiederkommen wird, um alles zurechtzubringen, was wir einander Unrechtes angetan haben und noch tun. Ich liebe das Kind in der Krippe, in dem sich mir der Höchste zuneigt. Das fällt leicht. Und ich liebe den Mann am Kreuz, der auch für meine Schuld in den Tod gegangen ist. Sich damit zu konfrontieren, das fällt schon schwerer. Der geistliche Liederdichter Jochen Klepper beschrieb es in schwieriger Kriegszeit so:
Wer wardst du, Herr, in dieser Nacht? Du, dem der Engel Mund gelacht, dem nichts an Ruhm und Preis gefehlt, hast meine Strafe dir erwählt. Du wardst ein Kind im armen Stall und sühntest für der Menschheit Fall. Du, Herr, in deiner Himmel höchster Pracht wardst ein Gefährte meiner Nacht!
Doch von der Nacht um sich herum und in sich drin richtet er seinen Blick wieder auf das Kind in der Krippe und auf den himmlischen Vater, der „einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben hat“ (2. Kor 4,6):
Wer ward ich, Herr, in dieser Nacht? Herz, halte still und poche sacht! In Gottes Sohn ward ich Sein Kind. Gott ward als Vater mir gesinnt. Noch weiß ich nicht: Was werd‘ ich sein? Ich spüre nur den hellen Schein! Den hast du mir in dieser heil’gen Nacht an deiner Krippe, Herr, entfacht!
Möge dieser helle Schein uns weit in das neue Jahr hineintragen, uns zu Anbetern machen wie die Weisen aus dem Morgenland und zu Lichtträgern im Gefolge von Jesus, dem Licht der Welt.
Herzlich, im Namen des Christus-Treff,
Steffi Baltes