Ende August schrieb uns Michael, der mit seiner Frau Elsa seit vielen Jahren die Arbeit des CT im Johanniter-Hospiz in Jerusalem leitet, wie es Ihnen geht und was sie bewegt. Lasst uns weiterhin für sie, ihre Gäste, Nachbarn und Freunde und alle Menschen im Heiligen Land beten.
In Gesprächen mit anderen Deutschen hier im Land hört man immer das gleiche: „Es geht uns ja vergleichsweise gut, aber wir fühlen uns sehr müde und erschöpft“. Resignierter äußern sich zunehmend unsere palästinensischen Nachbarn, nach so langer Zeit ohne Einkommen sind in den Gesichtern oft nur noch Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit zu lesen. Der durch einen Präventivschlag Israels abgewehrte Angriff der Hisbollah hat die Situation nur kurzzeitig entschärft. Insgesamt wird der Krieg an vielen Fronten stetig intensiver geführt, vor allem in Gaza mit tausenden Toten, aber auch im Norden gegen die Hisbollah. Vor allem wird nun in der Westbank erbittet gekämpft. Auch dort sind tausende Soldaten im Einsatz, es gibt viele Tote und Verletzte. Und die israelischen Siedler nehmen das Recht zunehmend selbst in die Hand, überfallen Dörfer, stecken Autos und Häuser in Brand, während die Armee teilweise zuschaut. Auf der anderen Seite mehren sich die Anschläge der Palästinenser. In der Zeitung ist die Überschrift heute: „Die Westbank steht vor einer Explosion“. Übernachtungsgäste haben wir seit Monaten wenige, hier und da aber doch wundersame Begegnungen: Eine israelische Producerin für ein Kleinkunstfestival hat bei und übernachtet sowie zwei israelische Fotografen, die sich eine orthodoxe Prozession der Grablegung Mariens morgens um 5 Uhr mit hunderten Christen durch die Altstadt anschauen wollten. Zwei deutsche Studenten sind im April von München aus zu Fuß nach Jerusalem aufgebrochen und nach langem Weg über die Türkei und Zypern bei uns angekommen. Einen jüdischen Freund haben wir unterstützt, einen Empfang für ev. und kath. Geistliche und Leiter von verschiedenen Einrichtungen im archäologischen „Bible Lands Museum“ zu organisieren. Insgesamt fühlen wir uns nun nach bald einem Jahr Krieg im Land hilflos, zunehmend isoliert, haben mit der Sinnlosigkeit der Situation zu kämpfen, sind schockiert von der hässlichen Seite der extremen Gewalt im Krieg. Statt lauten Gebeten ist da oft nur noch ein stummer Schrei: „Herr, erbarme dich!“. Gott sei Dank stehen dennoch in der israelischen und arabischen Gesellschaft vermehrt Menschen auf, die nun immer lauter für eine Waffenruhe einstehen. Auch wir wollen die Hoffnung auf eine Befriedung der Situation nicht aufgeben. (Michael Mohrmann)
