24. April 2024

Gottes Geist und die Melodie unseres Lebens

„Wie die Hand über die Zither gleitet, und die Saiten ertönen, so redet in meinen Gliedern der Geist des Herrn. Bringe durch mich die Zither deines Heiligen Geistes zum Klingen, dass ich dich, Herr, gebührend lobpreisen kann.“

Diese Worte aus den „Oden Salomos“ (ca. 130 n. Chr.), überliefert in uralten syrischen und koptischen Texten, faszinieren mich immer wieder. Es ist besonders das Bild, das der christliche Autor in diesen Versen verwendet: Wenn wir Gott bitten, uns mit seinem Geist zu erfüllen und zu berühren, dann sind wir wie ein Instrument in Gottes Hand: Er streicht mit seinem Geist über unsere Saiten, und wir bringen eine Melodie hervor, zur Ehre Gottes. Was für eine schöne Vorstellung! Wir dürfen die Melodie hervorbringen, die Gottes Geist in uns anschlägt, zur Freude unseres Schöpfers und seiner Menschenkinder, ja, zur Freude der ganzen Schöpfung. In jedem von uns streicht Gottes Geist andere Saiten an, bringt individuelle Klänge hervor – aber gemeinsam können die Melodien unseres Lebens zu einer Sinfonie werden, die unseren Mitmenschen und Mitgeschöpfen Heilung, Wiederherstellung und Segen bringt.

Wie Gottes Geist in uns wirkt, und wie wir uns für das Wehen des Heiligen Geistes öffnen und ihn empfangen können, dafür haben Menschen im Lauf der Zeit verschiedene Bilder und Symbole gefunden. Ein bildreiches Gebet aus neuerer Zeit, mit dem wir Gott um seine Gegenwart in unserem Leben bitten können, stammt vom Kapuzinerpater Anton Rotzetter (1939-2016): 

Eine Schale will ich sein, empfänglich für Gedanken des Friedens.

Eine Schale für Dich, Heiliger Geist.

Meine leeren Hände will ich hinhalten, offen für die Fülle des Lebens.

Leere Hände für Dich, Heiliger Geist.

Ein Flussbett will ich sein, empfänglich für die Wasser der Güte.

Ein Flussbett für Dich, Heiliger Geist.

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