25. April 2024

Persönliche Eindrücke aus Vanga im Kongo

Unser langjähriger Mitarbeiter Jürgen Förster berichtet von seinem Weihnachtsbesuch bei seinem Bruder im Kongo, von persönlichen Schicksalen und der wertvollen Arbeit der Christus-Träger vor Ort:

Nach vielen Jahren habe ich zu Weihnachten wieder einmal meinen Bruder im Kongo besucht. Er arbeitet dort im Landesinneren im Missionshospital Vanga als Kinderarzt, ausgesandt von der Christusträger-Bruderschaft Triefenstein. Bei meinem ersten Besuch 2002 lernte ich Kimbolo kennen, damals etwa sieben Jahre alt. Er kam aus völlig desolaten Familienverhältnissen unterernährt in das Ernährungszentrum Vanga. Mit dem geballten Charme eines fünfjährigen Kongolesen setze er alles daran, nicht einfach als Kunde behandelt zu werden, sondern außer Nahrung auch Liebe und Annahme sowie die notwendige Unterstützung für sein Leben zu erhalten. Dank der finanziellen Unterstützung von Freunden in Deutschland konnte Kimbolo auf die Schule gehen, Abitur machen und sich zum Plattenleger und Installateur weiterbilden. Er war längst Waise, kam aber langsam auf eigene Füße. Dann kam der große Einbruch. Mein Bruder musste ihn schwer krank in der Psychiatrie abliefern. Seine Freundin Esther hielt ihm die Treue und half ihm, diese schwere Krise zu überstehen und wieder auf eigenen Füßen zu stehen.

Jetzt habe ich ihn gemeinsam mit meinem Bruder in Kinshasa wiedergetroffen. Ohne seinem Mentor etwas zu verraten, hat er neben seiner Arbeit als Handwerker noch studiert und einen Abschluss als Bauingenieur abgelegt. Stolz präsentierte er uns Bilder von seiner Abschlussfeier. Mit Esther ist er inzwischen verlobt. Und was macht mein Bruder im Kongo? Er gehört der Christusträger-Bruderschaft an, einer zölibatär lebenden ordensähnlichen Gemeinschaft. Über viele Jahr lebte er mit bis zu vier weiteren Christusträger-Brüdern in Vanga (Bild). Heute ist er als Einziger der Kommunität noch in Vanga. Nun lebt er zusammen mit zehn jungen Kongolesen Kloster auf Zeit. Die Gebetszeiten sind afrikanisch geworden, mehrstimmiger Gesang, natürlich mit Rhythmen unterlegt, haben die gregorianischen Klostergesänge ersetzt. Oft sind diese jungen kongolesischen Brüder ähnlich wie Kimbolo auf Hilfe angewiesen. Das sind natürlich große Herausforderungen, der kulturelle Unterschied und das konstante, unterschwellige Thema: Wie viel Unterstützung darf, kann oder muss sein? Baruk war Student der Krankenpflege-Schule in Vanga. Mehrfach haben er und weitere Mitstudenten meinen Bruder angesprochen, sie hätten Hunger. Irgendwann hat er sie nach Hause eingeladen. Ja, und sie hatten wirklich Hunger, diese jungen Studenten … Aus der Einladung wurde dann der Beginn der neuen Lebensgemeinschaft.

Ich wünschte, wir könnten gemeinsam an den Gebetszeiten in Vanga teilnehmen, was für eine starke lebendige christliche Gemeinschaft! Anbetung ist diesen jungen Kongolesen in die Wiege gelegt. Singen, Tanzen, Beten, und immer wieder: Große Freude! So erlebt mein Bruder diese neue Phase gemeinsamen Lebens vor allem und trotz allem als Geschenk. Hier ist nicht Jude, nicht Grieche, hier ist nicht Schwarz oder Weiß, nicht arm oder reich, wir sind eins in Christus: Ein großes Geschenk, was für eine Freude. Übrigens: Wer sich für die Arbeit der Christus-Träger in Vanga interessiert, darf sich gerne direkt an Bruder Gustav bei den Christus-Trägern in Triefenstein (www.christustraeger-bruderschaft.org) wenden unter: gustav@christustraeger.org. (Jürgen Förster)

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